Tierfotografie – Die Schönheit der Natur
Ich habe noch nie ein Foto gemacht, wie ich es beabsichtigt hatte. Sie sind immer schlechter oder besser.
Diane Arbus
Tierfotografie
Die Tierfotografie kannst du nicht mit einem Begriff fassen. Zu unterschiedlich sind ihre Ausprägungen. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob ich auf Tiersafari in Afrika die „Big Five“ fotografiere oder ob ich ganz einfach im heimischen Wald auf die Fotopirsch nach Ameisen gehe. Schon allein das jeweils erforderliche Equipment unterscheidet sich erheblich. Einen einzelnen und einheitlichen Ansatz für die Beschreibung der Tierfotografie findet man definitiv nicht. Basis einer guten Tierfotografie sollte aber immer sein, dass man Freude an der Schönheit der Natur hat. Dass man sich mit großer Hingabe aber auch mit entsprechender Sorgfalt und Vorsicht den Tieren nähert, um mit der zweiten Passion – der Fotografie – unvergleichliche Aufnahmen machen zu können.
Ich habe größten Respekt vor Tierfotografen, die sich mit größtem zeitlichen, technischen und finanziellen Aufwand der Tierfotografie verschrieben haben. Stunden und Tage in ihrem Versteck ausharren um genau diese eine absolut besondere Fotografie zu machen. Wenn du so jemand sein solltest, dann brauchst du hier nicht weiterlesen. Meine Ausführungen richten sich an diejenigen, die mit ebenso viel Freude das eigene Haustier, die Kohlmeise auf dem Apfelbaum oder einfach im Zoo verschiedene Wildtiere fotografieren. Oder vielleicht auch mal etwas intensiver auf dem Feld, im Wald oder am See der Tierfotografie nachgehen; denn dieses hat ihre Berechtigung. Hier meine Tipps und Tricks für gute Fotos.
Grundlagen der Tierfotografie
Ein kleines bisschen kompliziert ist es schon, wenn man sich der Materie nähert. Du solltest dir im Klaren sein, dass du je nach Tiermotiv auch unterschiedliche Herangehensweisen an den Tag legen musst. Aber die Komplexität hält sich in Grenzen und relativiert sich auch, je mehr du dich mit der Tierfotografie beschäftigst. Irgendwann wird das zur Routine, aber Lehrgeld wirst du zwangsläufig immer bezahlen müssen. Kein Problem, solange du die richtigen Konsequenzen aus deinen Fehlern ziehst und dein Verhalten bei der nächsten Runde entsprechend anpasst.
Halte dir vor Augen, dass jedes Tier unterschiedliche Anforderungen an dich und dein Equipment stellt:
- Kleine Tiere (meist Insekten) erfordern Makroobjektive, Stativ und manchmal auch Licht in Form von Systemblitzen oder anderen Leuchtmitteln wie Taschenlampen oder LED-Flächenleuchten.
- Haustiere dürften die geringsten Anforderungen an dich und dein Equipment stellen, zumal du ja sicherlich mit diesen Haustieren auch schon ausreichend Erfahrung im Umgang hast. Dennoch bleibt es eine Herausforderung, eine besonderes Bild von dem Tier zu schießen.
- Vögel sind meistens weiter entfernt und zu allem Unglück auch noch flink unterwegs. Also hier hilft es, eine gute Telebrennweite zur Verfügung zu haben und außerdem sollte deine Kamera neben einer hohen Serienbildgeschwindigkeit auch eine gute Bildqualität bei hohen ISO-Werten abliefern, weil du tendenziell mit sehr kurzen Belichtungszeiten arbeiten wirst um nicht ausschließlich verwischte Bilder zu fotografieren. Ein treffsicherer und schneller Autofokus mit Augenerkennung und Fokusnachführung ist hier Pflicht.
- Wer die großen Tiere im Zoo und auf Safari fotografiert, benötigt zur starken Telebrennweite auch immer wieder ein Stativ. Gute Abbildungsleistung des Kamerasensors mit ausreichend Reserve für zufriedenstellendes Ausschneiden eines Motives sind von Vorteil.
Welche Kameratechnik braucht man
Prinzipiell kannst du mit jeder Kamera (DSLR/DSLM) arbeiten die du gerade zur Hand hast. Ich spreche von Kamera wohlgemerkt – natürlich kann man auch mit einem Handy fotografieren, aber du wirst relativ schnell merken, dass die Freude schwindet. Sei es, weil das Handling einer Kamera um Klassen ergonomischer ist, oder sei es, weil dann doch die Bildqualität doch manchmal zu wünschen übrig lässt. Folgende Eigenschaften einer Kamera erachte ich als wichtig für eine ernsthaft betriebene Tierfotografie und sollten bei der Anschaffung (sofern man gerade dabei ist) berücksichtigt werden:
- Gute Bildqualität – welche Sensorgröße z.B. MFT/APS-C/Vollformat nutze ich, welche Auflösung hat mein Sensor?
- Bildqualität bei hohen ISO-Werten – Oftmals verlangt die Situation kurze und kürzeste Belichtungszeiten im Bereich 1/1000 sec und kürzer. Das erreichst du entweder durch Öffnung der Blende und wenn das nicht reicht durch Erhöhung des ISO-Wertes. Deshalb sollten Bilder auch bei hohen ISO-Werten von z.B. 12.800 immer noch befriedigende Abbildungsqualität haben. Eine sogenannte ISO-Automatik, die Belichtungszeit und ISO-Wert automatisch abhängig von der aktuellen Lichtsituatíon immer auf optimalen Werten hält ist außerordentlich hilfreich und empfehlenswert.
- Serienbildgeschwindigkeit – Man sollte es kaum glauben, was in der Tierwelt in einer Sekunde passieren kann. Sei es der Flug der Libelle oder der Kormoran beim „großen Geschäft“ und vieles mehr. Hier sollte man in der Lage sein, Serien fotografieren zu können um dann später in Ruhe das optimale Bild auswählen zu können. Als guter Anhaltspunkt gilt eine Serienbildgeschwindigkeit von 10 Bildern pro Sekunde und mehr. Nicht allein die Serienbildgeschwindigkeit an sich ist wichtig. Wie lange die Kamera diese Geschwindigkeit aufrecht halten kann sollte ebenfalls beantwortet sein. Ich würde davon ausgehen, dass man mindestens 3 Sekunden – lieber länger – mit maximaler Bildfrequenz fotografieren kann.
- Autofokus – Der Autofokus sollte ausreichend schnell reagieren (natürlich im Zusammenspiel mit dem jeweils verwendeten Objektiv). Moderne Systeme können inzwischen mit Augenerkennungssystemen z.B. auch differenziert für Vögel aufwarten.
- Wettertauglichkeit – In der Tierfotografie kann es manchmal recht unangenehm zugehen. Dabei ist Regen von oben das geringste Problem. Wasser, Wind, Sand, Kälte, Hitze, Matsch und viele andere Dinge, die man normalerweise nicht an seine Kamera lassen würde könnten die Freude trüben. Schön, wenn die Kamera ausreichend gegen so etwas geschützt ist.
- Fokus-Stacking -Sollte die Insektenwelt dein großes Thema sein, kommst du unweigerlich mit der geringen Schärfentiefe im Nahbereich in Berührung. So kann es durchaus sein, dass die Schärfentiefe bei Makroaufnahmen unter 1 mm ist. Da bringt man sehr schwer auch kleine Tiere richtig scharf. Blende schließen bringt hier leider auch nicht mehr allzu viel. Abhilfe bringt das Fokus-Stacking. Mehrere Bilder – mit unterschiedlichen Scharfeinstellungen fotografiert – werden per Programm (z.B. Photoshop oder Helicon Focos) übereinandergelegt und die scharfen Anteile aus jedem einzelnen Bild werden verwendet, um ein vollständig scharfes Bild z.B. des Insekts zu zusammenzusetzen. Achte in diesem Fall darauf, dass die Kamera automatisiertes Fokus-Stacking umsetzen kann. Manche Kamerasysteme können dieses Stacking sogar intern berechnen. Zu berücksichtigen ist, dass ein Fokus-Stacking nur fotografiert werden kann, wenn das Tier sich absolut nicht bewegt.
- Schnelle Speicherkarte – Was hilft einem die beste Serienbildgeschwindigkeit, wenn die Kamera die erzeugten Datenmengen nicht ausreichend schnell auf die Speicherkarte bringt. Effekt ist, dass die Serienbildgeschwindigkeit nur noch auf dem Papier existiert und die Kamera mit „angezogener Handbremse“ auslöst. Du solltest auf jeden Fall darauf achten, dass du mit schnellen Speicherkarten die Daten verarbeiten kannst und deine Serienbildgeschwindigkeit nicht nach 1 oder 2 Sekunden schon in die Knie geht.
Diese Liste soll dir einen kleinen Anhaltspunkt geben, worauf du beim Kauf einer Kamera achten solltest. Die aufgeführten Kriterien sind natürlich kein Muss, aber wenn diese Kriterien beachtet wurden und dein Kamerasystem in diesen Eigenschaften positiv punktet, wirst du weniger technische Probleme bei der Tierfotografie haben, bzw. kannst du die Technik so einstellen, dass eine Tierfotografie gut umgesetzt werden kann. Ich gehe natürlich selbstverständlich davon aus, dass die Kamera RAW-Bilder erzeugen kann. Weiterhin sollte Ergonomie und Bedienung dieses Kamerasystems für dich gut funktionieren und eine intuitive Bedienung zulassen.
Welche Objektive braucht man
Noch wichtiger als die Kamera sind die verwendeten Objektive. Hier sollte man nicht sparen. Sofern man dem gewählten Kamerasystem treu bleibt, kann ein gutes Objektiv viele Jahre im Rucksack bleiben und gute Dienste verrichten. Je nach Motiv kommen unterschiedliche Objektive in der Tierfotografie zum Einsatz. Für die ganz kleine Welt der Insekten benötigt man ein Makroobjektiv, das mit einer Festbrennweite (z.B. 105 mm) versehen ist. Optisch ist dieses Makroobjektiv in der Lage, sehr geringe Naheinstellgrenzen und somit auch Abbildungsmaßstäbe von 1:1 oder ähnlich zu realisieren. Wahlweise gibt es auch Zoomobjektive, die einen gewissen Makrobereich zulassen. Die Qualität eines Makroobjektives erreicht man damit eher nicht. Auch die Verwendung eines Teleobjektives in der Naheinstellung ist ein Versuch wert.
Das andere Extrem findet man bei der Fotografie großer Tiere wie auf einer Safari. Hier ist die längste Brennweite, die der Geldbeutel hergibt empfehlenswert. Im Normalfall kommt man um eine Telebrennweite von 500 oder 600 mm nicht herum. Diese Brennweiten sind auch unter Einsatz guter Bildstabilisatoren durchaus „aus der Hand“ zu verwenden. Zusätzliche Lichtstärke wird dann in Tausenden € berechnet ( würde ich aber nicht als unbedingt notwendig erachten). Im Zeitalter moderner Sensoren mit guter ISO-Performance und digitaler Entrauschung am PC sind besonders lichtstarke Superteleobjektive wirklich nur noch was für Spezialisten. Mittels Telekonvertern kann man die Brennweite um einen Faktor (meist 1,4-fach oder 2-fach) erhöhen. Überdenke den Einsatz eines Telekonverters, der heutzutage auch nicht mehr ganz billig ist gut. Meist geht die Brennweitenerhöhung zu Kosten der Bildqualität. Im Vergleich mit einem Bildausschnitt aus einem Foto mit herkömmlicher Brennweite sollte der Einsatz des Telekonverters schon Bestand haben.
Ansonsten kannst du deine Objektive aus der Ausrüstung auch für die Tierfotografie problemlos verwenden. Meistens finden sich Standard-Zooms von 28-70 mm oder 70-200 mm in der Ausrüstung. Diese Objektive sind natürlich auch für die Tierfotografie wunderbar einsatzbar.
Welches Zubehör braucht man
Zubehör kann man in der Fotografie nie genug haben, allerdings muss hier der Kompromiss zwischen dem gewichts- (und kosten-) technischen Aufwand und dem Nutzen getroffen werden. Sinnvolles Zubehör wäre:
- Ein flexibel einsetzbares Stativ -gerne Karbon zur Gewichtsreduzierung, Das Stativ sollte auch für erdnahe Objekte verwendbar sein.
- Zwischenringe oder Nahlinsen – dienen zur Vergrößerung des Abbildungsmaßstabes eines Makroobjektives.
- Bohnensack – ermöglicht die Platzierung und Einstellung der Kamera in erdnahen Situationen, manchmal sogar besser und bequemer als mit einem Stativ.
- Systemblitz und/oder LED-Dauerlichter – Beleuchtung einer Szenerie, meist in der Makrowelt.
- Erdspieße mit Klammern – dienen zur schnellen Positionierung von Licht im Gelände. Man kann auch damit noch bewegungsunfähige (weil es morgens ist) Libellen sauber in eine Szenerie platzieren.
- Kleine Reflektoren – zur Formung des Lichtes, meist in der Makrofotografie.
- Tarnung – alles, was das Herz begehrt, Tarnkleidung, Tarnzelt, Tarnüberzieher für Objektiv und Kamera. Hier kann man sich austoben, je nach Intention und Geldbeutel.
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Und jetzt geh‘ raus und fotografiere
Du bist nun voller Tatendrang und begibst dich auf die Fotopirsch. Ein klein bisschen Vorbereitung sollte dennoch erfolgen. Gehe davon aus, dass die Tiere nicht auf dich warten, also richte deine Strategie danach aus, dass du gerade dann an der richtigen Stelle bist. Suche dir eine Tierart aus, die du fotografieren willst und berücksichtige dabei folgende Aspekte:
- Wann – Zu welcher Tages- und Jahreszeit ist die Tierart, die du gerade fotografieren willst, am aktivsten? Kröten wandern z.B. nur im Frühjahr und dann auch eher nachts. Genau dann solltest du auch unterwegs sein. Das Internet hilft dir sicherlich bei der Beantwortung dieser Frage.
- Wetter – Deine Tierart könnte auch bestimmtes Wetter oder gewisse Temperaturen brauchen, um überhaupt aktiv zu werden, ansonsten bleiben sie in ihren Verstecken und du kommst nie zum Schuss. Um eine gute Wahrscheinlichkeit für die Sichtung des Tieres zu haben, solltest du auch diese Frage geklärt und mit der aktuellen Wettersituation verglichen haben.
- Verhalten 1– Suche nach Verhaltensmustern für deine Tierart, die eine Sichtung und damit eine Fotografie wahrscheinlich machen. Kraniche beobachtet man am besten während ihrer Zwischenstopps auf ihrem jeweiligen Weg von Nord nach Süd und zurück. Ort und Zeit kannst du z.B. bestens auf den Seiten des NABU recherchieren.
- Verhalten 2 – Stelle dir auch die Frage, ob deine Tierart ortsfest oder örtlich variabel ist. Ortsfeste Tierarten haben den großen Vorteil, dass man an Stellen, wo eine Sichtung erfolgt ist mit großer Wahrscheinlichkeit immer wieder auf dieses Tier trifft. So ist der Eisvogel ein eher ortsfester Vogel. Seine Ansitze, von denen er auf Fischjagd geht besucht er immer wieder. So ist die Wahrscheinlichkeit ihn dort anzutreffen relativ groß. Bei örtlich variablen Tierarten kommt es dann doch noch mehr auf Glück an. In diesem Fall hilft es, sich erstmal über die generelle Population dieser Tierart am Ort schlau zu machen.
Tierfotografie ist auch ein Geduldsspiel
Jetzt hast du dich akribisch auf deine Tierart vorbereitet, Ort, Zeit und Wetter optimal ausgewählt und du legst dich auf die Lauer. Kein Tier weit und breit. Das ist nichts besonderes. In der Tierfotografie ist nichts im Voraus bestellbar und es kann durchaus sein, dass man öfter einen guten Ort besuchen muss, bevor man befriedigend zum Schuss kommt. Auch wenn’s schwer fällt. Es ist besser zu warten, als einem Tier hinterherzurennen. Meist sind gerade scheue Tiere auch immer flinker als du mit deinem Fotorucksack und der großen Kamera. Also verfolge die Strategie „In der Ruhe liegt die Kraft“ und warte geduldig, bis dein Tier von selbst dorthin kommt, wo du bist.
Wenn es so weit ist, muss alles passen. Deine Kameraeinstellungen sind an die Tierart angepasst. Ist das Tier eher flink unterwegs, solltest du mit 1000/s tendenziell kürzer arbeiten. Die ISO-Automatik kümmert sich um den dafür geeigneten ISO-Wert. Wenn du schon etwas mehr Erfahrung hast, kannst du dir überlegen eventuell 1-2 Blenden in die Unterbelichtung zu gehen. Diesen Bereich kannst du locker aus dem RAW-Bild wieder herauskorrigieren, aber deine ISO wird damit in die positive Richtung beeinflusst. Der Autofokus ist auf kontinuierlich und Augenerkennung eingestellt. Du versuchst wenn möglich auf des Auge des Tieres scharfzustellen und wenn die Zeit günstig ist, löst du im Serienbildmodus aus.
Sollte dein Tier eher von der langsamen Sorte sein, kann die Belichtungszeit in Sinne besserer ISO-Werte gerne länger werden. Eine Serienbildschaltung mit geringerer Bildfrequenz macht dann natürlich auch Sinn. Hier zahlt sich aus, wenn du die Einstellung deiner Kamera vorher schon ausgiebig eingeübt hast und alles hier vor Ort wie von selbst von statten geht.
Nutze die Kontaktangebote
Manchmal ist es nicht ganz leicht, gute Orte für die Tierfotografie zu finden. Du bist aber nicht allein auf dieser Welt. Nutze die Möglichkeiten, die man dir gibt. So sind viele Orte zur Vogelbeobachtung übers Land verteilt. Du findest diese Birdingplaces schön gesammelt im Internet. Weiterhin bieten Nationalparks Beobachtungsführungen an. Hier führt dich ein Ranger für meist eine Spende oder geringen Beitrag zu interessanten Plätzen. Ein ganz besonderes Erlebnis ist die Kranichbeobachtung in einer Hütte. Sehr zu empfehlen.
Allerdings gilt hier wie bei allen anderen tierfotografischen Aktionen: Eine Garantie gibt es nicht. Die Natur hält sich nicht an bestellte Öffnungszeiten. Das macht die ganze Sache aber auch so spannend und interessant. Wenn alle Stricke reißen, besteht natürlich immer noch die Möglichkeit in den Zoo zu gehen. Auch hier gibt es natürlich keine Garantie: wenn es dem Löwen gerade draußen nicht gefällt, liegt er im Stroh und schläft. Aber die Wahrscheinlichkeit für mindestens ein paar schöne Bilder ist groß. Was ganz besonders bei der Fotografie im Zoo zu beachten ist, habe ich als Workshop-Kapitel im Buch „Fotografieren in der Stadt“ (erschienen im Rheinwerk-Verlag) ab Seite 172 ausführlich beschreiben.
Der Umgang mit den Tieren
Du bist sicherlich Tierfreund, sonst würdest du dich nicht mit der Tierfotografie beschäftigen. Dennoch hier einige Regeln, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ich spreche sie trotzdem an, weil sie nie vergessen werden dürfen:
- Nähere dich jedem Tier mit Respekt und Rücksicht. Keine Fotografie rechtfertigt ein Tier aufzuschrecken, in Stress zu versetzen oder es gar zu verletzen.
- Keine Blitze bei nachtaktiven Tieren. Diese Tiere haben stark lichtempfindliche Augen und ein Blitz kann ziemlich sicher Verletzungen nach sich ziehen.
- Verzichte auf das Anfüttern speziell bei Wildtieren. Meist sind deine Leckerlis nicht das, was dem Tier gut tut.
- Sollten gerade Jungtiere aufgezogen werden, sei noch vorsichtiger. Halte einen gewissen Abstand zu den Bruthöhlen und Nestern.
- Wenn du im Zoo fotografierst, dann lass auch den Blitz zuhause und denke daran, nicht an die Scheiben oder Käfiggitter so klopfen.
Die Bildkomposition
Du bist gerade am Anfang deiner Karriere als Tierfotograf mehr denn je mit der Technik deiner Kamera und der visuellen Verfolgung des Tieres beschäftigt. Nichts desto trotz sollten dir auch einige fotografische Regeln bei der Bildkomposition im Gedächtnis bleiben:
- Gehe auf Augenhöhe mit dem tierischen Motiv. Das wird natürlich umso wichtiger, je kleiner das Tier ist. Das erhöht die Ausdrucksstärke deines Motivs.
- Stelle das Tier vor dem Hintergrund durch optimale Schärfentiefe frei. Ein unscharfer Hintergrund lenkt den Blick auf das Wesentliche, das Motiv. Also immer die richtige Blendeneinstellung im Auge haben.
- Nutze die Prinzipien der Drittelregel und platziere dein Motiv nicht ausschließlich mittig im Bild.
- Spiele mit Hoch- oder Querformat.
Übung macht den Meister
Das sind jetzt viele Einzelaspekte, die du bei der Umsetzung einer guten Tierfotografie beachten solltest, aber lass dich davon nicht ins Bockshorn jagen. Wie so vieles muss auch diese Fertigkeit geübt werden. Mit jedem Fotoshooting gehen die Arbeitsschritte mehr und mehr ins Blut über und du wirst ganz intuitiv alle notwendigen Handgriffe beherrschen.
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Bearbeitung der Ergebnisse
Am Ende eines intensiven Fototages in der Natur kommst du mit vielen Bildern nach Hause. Jetzt geht es an die Bearbeitung. Nachdem du deine Fotos im RAW-Format aufgenommen hast, ist es auf jeden Fall Pflicht, aus dem digitalen „Negativ“ ein kleines Meisterwerk zu machen.
Inzwischen gibt es jede Menge Bearbeitungssysteme auf dem Markt, jedes mit Stärken und Schwächen. Ich möchte keine Systeme besonders herausstellen, das ist Aufgabe der Marketingabteilungen der jeweiligen Softwareunternehmen. Ich stelle hier meinen Workflow dar, der sich im Lauf der Jahre entwickelt und für mich bewährt hat. Sicherlich gibt es andere Abläufe die ähnliche Ergebnisse liefern würden, aber das liegt in der Beurteilung jedes Einzelnen.
Mein Ablauf skizziert sich also wie folgt:
- Einlesen in Adobe Lightroom – Meine RAW-Dateien importiere ich in einen Bildkatalog im Verwaltungs- und Bearbeitungssystem Adobe Lightroom. Dabei werden die Bilder mit Schlagwörtern versehen. In diesem Fall ordne ich bei der Tierfotografie stets die Tiergattung (Insekt, Säugetier, usw.) sowie auch die Tierart (Hund, Katze, Maus) als Schlagwörter zu.
- Selektion und Reduzierung – Besonders nach intensiven Serienbildsequenzen hast du jede Menge Bildmaterial, das selbstverständlich nicht komplett zu bearbeiten ist. Also werden die Bilder entsprechend selektiert. Unscharfe Bilder, schlechte Motive, Doppelungen gehen gleich in den Papierkorb. Damit reduziert sich auch der Umfang zum Glück meist erheblich.
- Rauschreduzierung mit DxO PureRAW (optional) – Bei hohen ISO-Werten ergibt sich zwangsläufig ISO-Rauschen im Bild. Das ist aber kein Problem. Durch Behandlung der Aufnahme mit DxO PureRAW kannst du ein verrauschtes Bild meistenfalls erheblich verbessern.
Die Fotografie eines Taubenschwänzchen mit ISO 5000 bei 1/4000 s und 500 mm ist im Original schon sichtbar verrauscht. Nach der Behandlung mit DxO PureRAW sieht das Rauschverhalten schon spürbar besser aus.
- Schärfen mit Topaz SharpenAI (optional) – Nachfolgend wird das Bild bei Bedarf mittels dem PlugIn „Topaz SharpenAI“ geschärft. Das ist natürlich nur dann erforderlich, wenn die Schärfe im Bild zu wünschen übrig lässt. Wenn möglich nur dezent und nicht zu aufdringlich schärfen.
- Entfernung von Artefakten in Photoshop (optional) – Nun kann es sein, dass störende Dinge im Bild sichtbar sind. In diesem Fall wird das Bild noch mit Photoshop überarbeitet. Die Werkzeuge der Bereichsreparatur sind immer noch effizienter und besser als das, was in Lightroom verfügbar ist. Also gleich in Photoshop bearbeiten. Achtung: Willst du deine Fotografien bei Wettbewerben einreichen, dann solltest du berücksichtigen, dass es einige Wettbewerbe gibt, die solche Bearbeitungen nicht zulassen. Also vorher die Bedingungen zur Einreichung checken. Manche Wettbewerbe behalten sich vor, nach erfolgter Jurierung die RAW-Datei als Nachweis einer gefordert spärlichen Bearbeitung anzufordern.
- Finale Bearbeitung in Lightroom und oder Photoshop – Dann erfolgt die finale Bearbeitung in Ligthroom und/oder Photoshop. Anpassung der Grundeinstellungen in Tonwert und Präsenz. Weitere Anpassungen mit allen Registern von Lightroom oder Photoshop sind möglich und führen final zu dem oben angesprochenen Meisterstück. Überlege dir, ob es eventuell auch spannend ist, das eine oder andere Bild in Schwarz/Weiß auszuarbeiten.
Jetzt noch ein paar Bilder
Damit alles nicht nur trockene Materie bleibt, Hier im Anschluss noch ein kleine Galerie mit ein paar Bildern aus meinem Schaffen. Als Inspiration und zur Freude für jeden und als Motivation, dass Tierfotografie nicht nur auf teuren Expeditionen und Safaris entstehen kann.