Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte – schließlich ist die Organisation einer Ausstellung dieser Größenordnung kein Pappenstiel – wurde konzentriert an der Umsetzung des Projektes gearbeitet. Auswahl geeigneter Bilder, nochmals bearbeiten und letzte Feinheiten optimieren sowie die Fotografien auf die geplante Ausgabegröße skalieren, das waren die wesentlichen Arbeiten der letzten Monate. Zusätzlich hatten wir für März und April eine längere Reise nach Neuseeland geplant. Es sollten auf jeden Fall noch ein paar Landschaftsbilder von dort in die Ausstellung und zwischen Rückkehr von der langen Reise und der Vernissage sind es nur noch 3 1/2 Wochen. Also alles soweit vorbereiten, dass man dann nur noch das machen musste, was wegen der fehlenden Bilder nicht getan werden konnte. So waren alle anderen Bilder schon fertig verpackt, das Layout des Katalogs war bis auf die fehlenden Fotos fertig. Diese wurden durch Platzhalter vorgesehen. Es empfiehlt sich, vor Serienproduktion des Kataloges einen Probedruck anfertigen zu lassen. Manche Internetdruckereien bieten solche Probedrucke sogar kostenfrei an.
Nach der Rückkehr aus Neuseeland war meine erste Aktivität das Suchen und Finden der geeigneten Landschaftsbilder für meine Ausstellung. Die Qual der Wahl brachte dan diese 7 Landschaftsbilder hervor, die recht zügig in die Produktion auf Leinwand im Format 120×80 cm geschickt wurden:
Da musste alles recht schnell gehen, zumal die Katalogproduktion erfahrungsgemäß mindestens eine Woche braucht, bei 2 Wochen verbleibender Zeit aber alles noch im grünen Bereich.
Dann geht’s in die letzte Runde, alle Bilder liegen nun verpackt im heimischen Studio und warten darauf, abtransportiert zu werden. Abtransportiert? Ach ja, da warten also nicht unerhebliche Kartonberge in Größenordnungen, die eigentlich einen Kleinlaster erfordern – den ich natürlich nicht besitze – darauf an den Ort der Ausstellung gefahren zu werden. Insbesondere ‚Physalis‘ mit seinen Ausmaßen ist eigentlich nicht für den Transport in einer handelsüblichen Limousine geeignet. Die erste Schätzung zeigt schnell, dass man mit einer Fahrt gar nicht alles transportiert bekommt. Auch dieses muss der ambitionierte Fotoaussteller bedenken. Meine Schätzung sah vor, dass alle Bilder in zwei Tagen gehängt werden könnten, wobei am zweiten Tag gegen 16.00 Uhr die Vernissage geplant wurde. Da dürfte dann aber nichts anderes mehr dazwischen kommen. Somit musste eine erste Transportfahrt im Vorfeld her. Das passierte dann auch und sogar ‚Physalis‘ konnte mit. War zwar recht eng im Auto, das Bild reichte über die Kopfstützen und nahm uns die Kopffreiheit, aber ich hatte mit dieser Fahrt ca. 40 Bilder schon mal ins Alpenhotel gebracht und konnte somit beruhigt den letzten 2 Tagen vor der Vernissage entgegen sehen.
Die heiße Zeit beginnt! Am 4.5. – einen Tag vor der Vernissage – stehen wir morgens im Alpenhotel und sortieren alle Bilder. Verdammt nochmal! „Sonnenuntergang aus Korfu“ ist und bleibt verschwunden, dabei bin ich mir sicher, dass dieses Bild produziert und bezahlt wurde. Konzentriert machen wir uns an die Arbeit und hängen zunächst mal die ersten Bilder im Kaminzimmer 1. Stock.
Nur gut, dass an vielen Stellen Galerieschienen verfügbar sind, so dass wir keine Nägel oder Haken in die Wand treiben müssen, was alles um einiges verlangsamen würde. An Werkzeug empfiehlt es sich, Meterstab (die moderne Laser-Variante leistet auch gute Dienste insbesonders, wenn es um größere Entfernungen geht), Wasserwaage, Zange, starke Paketschnur, Akku-Schrauber und Hammer dabei zu haben. Für alle Fälle hatte ich natürlich mal den Bohrhammer eingepackt, der war aber nicht nötig. Einen Tacker hatte ich ebenfalls mit dabei und den brauchte ich dann auch tatsächlich recht intensiv in der Gamsbar. Unverzichtbar sind Baumwollhandschuhe, mit denen man dann die Bilder berühren kann, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Das ist gerade bei den vielen Acrylbildern besonders wichtig, schließlich will man nicht dauernd die Bilder putzen und wenn die Oberfläche noch nicht ganz Tip Top ist, hat man gleich einen Baumwollhandschuh an, mit dem man über das Bild fahren kann.
Es hatte sich bewährt, dass die Position schon lange vorher definiert war, das ersparte etliche Diskussionen vor Ort und das Hängen ging schließlich flott von der Hand. Einzelbilder brauchten nur mit der Wasserwaage überprüft werden, während bei mindestens zwei Bildern dann auch die Homogenität der Bilder untereinander zu checken ist. Ist die Oberkante in einer Linie, haben alle Bilder einen identischen Abstand untereinander oder möchte man das ganz anders gestalten, insbesondere dann, wenn unterschiedliche Formate nebeneinander gehängt werden sollen.
Das war dann z.B. im Restaurant der Fall, neben den Formaten 120×80 cm sollte hier auch ein noch größeres mit 160×90 cm bzw. auch kleinere Bilder mit 100×75 cm untergebracht werden. Wir hatten uns hier entschieden, die Oberkante als durchgängige Größe einzuhalten.
Die Aufhängung von Bildern an einer Galerieschiene hat entscheidende Vorteile, weil man dann immer noch problemlos an der Position vertikal und horizontal ändern kann, Voraussetzung, man hat genügend Perlonseile und Gleithaken! Genau das brachte kurzfristig etwas Aufregung in die ansonsten geschäftige Stille. Es empfiehlt sich, unbedingt die Anzahl der benötigten Perlonseile und Gleithaken zu prüfen. Ich musste meinen ganzen eigenen Bestand ebenfalls mitbringen, sogar Bilder zuhause abhängen und die Perlonseile verwenden, um die komplette Masse an Ausstellungsbildern gehängt zu bekommen. Angesichts der wenigen zur noch zur Verfügung stehenden Zeit war es auch unmöglich, noch irgendwo einen Bestand an Perlonseilen einzukaufen, da diese nicht in jedem Baumarkt erhältlich sind. Mein kläglicher Versuch, mit der Blechstimme am Infotelefon des schwedischen Möbelhauses eine Diskussion zu führen, ob eventuell in Brunnthal noch was auf Lager wäre, hatte außer nervlicher Belastung zu keinem Ergebnis geführt.
Dann war es soweit:
‚Physalis‘ wurde im Speisesaal aufgehängt. Nett, dass gerade zu dieser Zeit, viele Hotelgäste zugegen waren, die gerade einen ‚Italienischen Abend‘ hatten. Interessant, wie die Blicke der Gäste durch ‚Physalis‘ angezogen wurden. Man spürte förmlich, wie die Diskussionen zum Bild gestartet wurden. Manche Gäste standen auf, um sich das Bild näher anzuschauen und intensiv darüber zu diskutieren. Toll, kann ich nur sagen. War eine spannende Geschichte.
Die Bilder in der Gamsbar wurden nicht in Galerischienen gehängt, hier musste ich die Perlonseile im Holzrahmen der Stoffbespannung direkt unter der Decke festtackern. Nach ersten Anfangsschwierigkeiten war das aber auch bald gelernte Praxis und ging flott von der Hand.
Nach gut 2 Tagen Arbeit waren dann insgesamt 66 Bilder an ihrem Platz. Gegen 14.00 Uhr, also 2 Stunden vor Start der Vernissage war alles fertig. Der Countdown zur Eröffnung läuft ….
… Im Teil 3 meiner Dokumentation: die Vernissage und eine kleine Bilderschau der ausgestellten Fotografien.
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