Nach der kurzen Stippvisite ist nun ein intensiverer Fotowalk durch Dresden angesagt. Ganz bewusst geht es jetzt um Fotografie abseits der Postkartenmotive – die kann ja jeder andere fotografieren.
Fotowalk heißt nicht einfach mal loslaufen und wild umherfotografieren, ein klein wenig Planung macht hier schon Sinn. Eine Internet-Recherche im Vorfeld mit der Festlegung der Fotospots und dem dazugehörenden Laufweg verhindert ein mehr oder weniger kopfloses Umherirren. Nicht selten kommt man dann mit ‚Notfotos‘ nach Hause, die dann relativ schnell in den Papierkorb wandern und der ganze Aufwand war umsonst. Weiterhin gehört zur Planung die hierfür erforderliche Ausrüstung. Da in dieser Runde der ‚Ostrablick‘ mit einer besonderen Sicht auf Dresdens Türme auf dem Plan stand, musste eine lange Brennweite (200-500 mm) mit. Außerdem stand für den Abend doch nochmal ein Postkartenmotiv, das ‚Blaue Wunder‘ auf dem Programm, sodass ein Stativ mit funktionierender Fernauslösung mit in den Rucksack musste.
Wer in der inneren Neustadt wohnt kommt nicht umhin, die Dreikönigskirche zu fotografieren. Zugegeben, das ist noch Postkarte, aber dieser Kirchturm ist derart präsent, dass man es einfach nicht lassen kann, diesen Kirchturm als ‚Beifang‘ quasi mitzunehmen.
Die Neustädter Markthalle wurde Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet und löste die damals eingestellten Wochenmärkte ab. Zwischen 1944 und 1945 wurden große Teile zerstört. Nach umfangreichen Sanierungen wurde im Jahr 2000 die Markthalle wiedereröffnet. Es lohnt sich auf jeden Fall, in der Markthalle vorbei zu schauen.
Die symmetrische Architektur bietet sich natürlich dafür an, auch symmetrische Kompositionen zu fotografieren. Die Ausarbeitung in Schwarz/Weiß reduziert auf das wesentliche und blendet störende Warenauslagen aus. Die Theken der Händler habe ich bewusst nicht fotografiert, die gibt es überall anders auch. Suche die unkonventionellen Perspektiven und baue geometrische Strukturen in die Bildgestaltung mit ein.
Zeit für ein kleines Fashion-Shooting war dann auch noch. Dieses nette Modell hatte den eindeutigen Vorteil, dass sie top geschminkt ohne Gage bereit für ein Portrait war. Keinen Vertrag, keine DSGVO, einfach fotografieren. Leider war das Shooting aber schnell beendet, weil eine andere Pose konnte sie nicht.
Die Technische Universität Dresden ist ebenfalls ein Thema abseits des Mainstreams. Vor allem die alten Gebäude auf dem Campus sollten intensiv besucht werden. Mein Tipp: Fahrt mit der Straßenbahn zum Münchner Platz. Der Georg-Schumann-Bau oder der Hülsse-Bau dort in der Nähe sind ein guter Einstieg. Zur Recherche im Vorfeld kann man den Campus Navigator wunderbar nutzen.
Hier kann man nach Herzenslust der Architekturfotografie fröhnen. Wichtig ist die nachfolgende Bearbeitung der Fotografien, um die Ansichten – sei es im Detail oder in der Frontale – entsprechend herauszuarbeiten.
In diesen alten Gebäuden sind die Treppenhäuser meist von besonderer Schönheit. Es lohnt sich, hier immer wieder nach oben oder unten zu schauen um diese tollen Blick zu finden. Da es in den Treppenhäusern meist nicht besonders hell ist, ist das Stativ Pflicht, will man qualitativ hochwertige und rauscharme Fotografien mit geringer ISO-Zahl erzeugen.
Diese Doppeltreppe ist ein besonders interessantes Motiv. Der Blick von unten lässt sich recht einfach auch mittig platzieren. Direkt im Zentrum befindet sich ein kleiner Brunnen, in dem sich das Stativ aber recht leicht aufstellen lässt. Aktuell war auch kein Wasser drin, also auch eine trockene Angelegenheit.
Wer schon mal hier ist, sollte unbedingt die Treppe nach oben steigen und den Blick von oben wagen. Es ist hier zwar etwas schwieriger das Stativ aufzustellen, weil man die Kamera über das Geländer nach unten schauen lassen muss. Mit etwas Spielerei bringt man das aber hin.
Aber wer sagt, dass ein Treppenhaus immer kreisförmig sein muss? Es gibt auch interessante Treppenhäuser mit rechteckigem Zuschnitt.
Lauft auch mal von einem Fotospot zum nächsten und haltet die Augen auf. Man findet immer wieder interessante Motive, die entsprechend in Szene gesetzt werden können. Das schult den fotografischen Blick.
Die Yenidze, eines der markentesten Bauwerke in Dresden ist eine ehemalige Zigarettenfabrik im Stil einer Moschee. Erbaut wurde sie 1909. Ihren türkischen Namen hat die Yenidze von einem Tabak-Anbaugebiet, das heute in Griechenland liegt. Heute sind dort Büroflächen und in der Kuppel sowie auf dem Dach ein Restaurant untergebracht.
Wenn man direkt vor der Yenidze steht, bringt die Perspektive keine besonders spannende fotografische Sicht. Besser ist es, wenn man den ‚Ostrablick‘ besteigt. Dieser Trümmerhügel bietet eine wunderbare Sicht auf die Kuppel der Yenidze und den Türmen der Altstadt. Am besten bringt der Fotograf eine sehr lange Brennweite (mindestens 400 mm) mit.
Einige Detailansichten der Yenidze müssen dann aber doch noch sein. Dieses Gebäude ist so wunderschön mit Mosaiken an den Türeingängen versehen, dass man natürlich mit der Kamera eine Nahposition suchen sollte.
Die Löschwitzer Brücke, oder das ‚Blaue Wunder‘ ist die Brücke über die Elbe zum Stadteil Löschwitz. Man fährt deswegen eine gewisse Zeit stadtauswärts Richtung Osten mit der Straßenbahn. Die benötigte Zeit ist unbedingt zu berücksichtigen, will man noch einige Aufnahmen der Brücke im Abendlicht fotografieren.
Aber dann kommt der eigentliche Grund. Das blaue Wunder bei Nacht! Würde ich jedem Dresden-Reisefotografen empfehlen. Links und rechts der Elbe sind genügend Plätze frei zugänglich, an denen man sein Stativ aufbauen kann. Mit etwas Geduld wartet man ab, bis die Beleuchtung der Brücke ausreichend hell geworden ist und dann geht es los.
Auf dem Weg zurück zur Straßenbahn kann man aber noch weiterfotografieren.
Wem es dann immer noch nicht reicht (man war ja nur so runde 12 Stunden mit Fotografieren beschäftigt), der kann noch schnell bei der gläsernen VW-Manufaktur vorbeischauen. Das Lichterspiel dieses Autombilwerkes bei Nacht ist schon beeindruckend.
Wer mag, darf auch mal mit dem Zoomring spielen.
Das sollte dann aber auch für diesen Fotowalk reichen. Hier nochmal alle Fotos auf einen Blick.
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